Brauche ich ein Arbeitszeugnis?
Meine Kollegin, die gerade ihre Dissertation verteidigt hat, hat im letzten Kolloquium um ein Arbeitszeugnis gebeten und damit eine längere Diskussion ausgelöst, ob man nach einer Promotion ein Arbeitszeugnis überhaupt braucht, ob man ein Recht darauf hat und wer es schreiben muss. Ich bin verunsichert. Zudem habe ich auch ansonsten keine Zeugnisse von Praktika und anderen Tätigkeiten, da es in meinem Heimatland überhaupt nicht üblich ist, Zeugnisse zu schreiben. Was meinen Sie, brauche ich ein Zeugnis und wie komme ich ggf. da dran (mein PI findet das völlig überflüssig)?
Guten Tag Herr D.,
Sie sprechen ein wichtiges Thema an für die weitere Gestaltung Ihrer Karriere. Die kontroverse Diskussion in Ihrem Kolloquium spiegelt gut wider, wie unterschiedlich die Meinungen und Einschätzungen dazu sind. Und gerade deswegen gilt: lassen Sie sich ein Zeugnis ausstellen, es ist alle Male besser, eines zu haben und nicht zu brauchen als andersherum. In Deutschland gibt es einen rechtlichen Anspruch auf ein sogenanntes qualifiziertes Zeugnis, also eines, das aufzeigt, was Sie gemacht haben und wie gut. In der Wissenschaft spielen Zeugnisse zwar tatsächlich oft keine Rolle, in der Wirtschaft sind sie aber gefragt und dienen später ggf. auch als Beleg Ihrer Tätigkeit. Auch wenn Sie keine qualifizierten Arbeitszeugnisse aus Ihrem Heimatland haben, sollten Sie daher von der Tätigkeit hier eines erbitten.
Bieten Sie Ihrem PI an, sich das Zeugnis selber zu schreiben und bitten nur um seine Unterschrift. Dazu können Sie die im Internet zur Verfügung stehenden Zeugnisgeneratoren nutzen, um ein Grundgerüst zu erhalten und dann selber individuell anpassen. Die besondere Sprache in einem Arbeitszeugnis ist nicht ganz leicht zu durchschauen.
Die Graduate Academy berät Sie dazu gerne und unterstützt Sie dabei, einen aussagekräftigen und Entwurf vorzulegen. Wenn Ihr Entwurf der Wahrheit entspricht, wird Ihr PI ihn vermutlich gern auf offizielles Papier setzen und unterschreiben.
Für die Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute!
Alex Guericke-Sommer
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