01. März 2022: Schön Scheitern
Wie geht man um mit Rückschlägen in der Forschung?
16:50 Uhr | Online via ZOOM | Sprache: Englisch
Impulsvorträge und Podiumsdiskussion mit
- Kevin Machel, Chefredakteur Journal of Unsolved Questions - JUnQ e.V.
- Dr. Anne Maass, Gruppenleiterin Multimodales Neuroimaging am DZNE
- Dr. Dmitri Bershadskyy, OVGU - Lehrstuhl VWL, insb. Wirtschaftspolitik
Scheitern ist ein hartes Wort. Es impliziert irgendwie, dass man etwas falsch gemacht hat. Aber stimmt das? Natürlich scheitern Menschen im Alltag immer mal wieder: Von einer verpatzten Führerscheinprüfung bis hin zu großen Projekten, die in den Sand gesetzt werden. Darüber reden mag nicht jeder gerne. Andere zelebrieren ihre Misserfolge regelrecht: Da gibt es zum Beispiel weltweit sogenannte ‚Fuck Up Nights‘, auf denen Menschen ihre ganz persönlichen Stories hinter einem Misserfolg erzählen. Inzwischen in 90 Ländern und mehr als 300 Städten.
Aber kann man in der Forschung überhaupt scheitern? Natürlich lautet auch hier die Antwort: ja. Nicht jede Idee lässt sich umsetzen, nicht jedes Experiment bringt das erwartete Ergebnis, nicht jede Theorie hält den Praxistest stand. Nur schweigen sollten wir darüber nicht. Von einem Fehlschlag können nicht nur wir selbst lernen. Wir ersparen es auch anderen, in der Zukunft viel Zeit, Kraft und Geld zu investieren und am Ende ebenfalls festzustellen, dass etwas nicht funktioniert.
Misserfolge gehören zum Forschen dazu! Deshalb haben wir am 1. März 2022 mit Ihnen zu diesem wichtigen Thema diskutiert.
Interessante Gedanken aus der Diskussion:
- Es ist durchaus möglich, auch "missglückte" Versuche zu publizieren, es kommt auch darauf an, wie man die Ergebnisse rahmt und darstellt.
- Man kann auch über Preprints die Fachcommunity erreichen, um anderen die gleichen "Sackgassen" zu ersparen.
- Aus scheinbar gescheiterten Versuchen entstehen manchmal brilliante neue Ideen oder unerwartete Ergebnisse.
- Auch wenn das Risiko einer Ablehnung eventuell höher ist: ein Versuch zu Publizieren lohnt allemal, schon wegen der oft hilfreichen Reviews.
Unten sind die Präsentationen verlinkt:
Präsentationen:
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Kevin Machel
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Dr. Anne Maaß: Fail beautifully or how to learn from “failure”
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Dr. Dmitri Bershadskyy: How some Subjects f*cked up my precious research
Zum Weiterdenken:
Die VW Stiftung veranstaltet vom 12. bis 14. Dezember 2022 im Schloss Herrenhausen in Hannover eine Symposienwoche zum Thema "Failure Matters – Dimensionen des "Scheiterns" in der Wissenschaft". Sie lädt dazu ein, Anträge für wissenschaftliche Symposien zu stellen, in denen herausgearbeitet wird, was es bedeutet, Risiken einzugehen und ggf. zu scheitern. Dabei kann der Blick beispielsweise auf den bzw. die Forschende als Individuum oder die jeweilige wissenschaftliche Disziplin gerichtet werden. Auch die Frage nach Herausforderungen interdisziplinärer Forschung oder der Kooperation mit internationalen Partner:innen könnte Gegenstand eines Symposiums sein.
Von Seiten der VolkswagenStiftung ist geplant, die Themenwoche eng zu begleiten und mit Vertreter:innen unterschiedlichster Disziplinen ins Gespräch zu kommen, um eventuelle Leitlinien für das Förderhandeln der Stiftung zu generieren. Es wird daher mehrere übergreifende Slots für Austausch und Vernetzung geben, zu denen die Teilnehmenden aller Symposien eingeladen sind.
Radiofeature:
SWR 2 Wissen: "Scheitern" in der Wissenschaft – Wie ein Tabu das Forschen erschwert"